Lisa Robb berichtet von Ihren Erfahrungen im Norden

Aufgrund meines Studiums bin ich im März dieses Jahr von Karlsruhe nach Hamburg gezogen. Mein Straßen- und mein Bahnrad kamen auch mit beim Umzug, sodass ich in meiner neuen Heimat wie gewohnt weiter trainieren konnte. Ende März bestritt ich mein erstes Rennen in der Saison, noch im Trikot meines Vereins RSV Ellmendingen, in Nortorf. Dort wurde ich vom Sportlichen Leiter des Teams Flussfisch Bertram und Römer angesprochen, ob bei mir Interesse besteht, für das Team zu fahren. Das lukrative Angebot konnte ich nicht ablehnen und bereits zwei Wochen später konnte ich in den neuen Teamfarben am Start stehen.

Mittlerweile bin ich einige Rennen in Norddeutschland und Dänemark gefahren und möchte deshalb hier meine Erfahrungen teilen.

Bevor ich in die Saison startete, freute ich mich schon auf die fehlenden Berge in den bevorstehenden Rennen. Doch es stellte sich schnell heraus, dass auch andere Faktoren ein Rennen verdammt schwer machen.

Bisher standen im Norden immer genauso viele Fahrerinnen am Start, wie ich es aus dem Süden gewohnt war. Die Rundkurse sind meist 15km bis 25km lang, was mir viel lieber ist, als endlos viele Runden auf kleinen Kursen zu fahren. Rund um die Kirche Rennen und Kriterien kennt man hier ohnehin kaum. Oftmals wird die Elite FT und Frauenklasse in das Senioren 3/ 4 Rennen integriert, was ich eine gute Lösung finde, da so die Rennen schneller sind und man zudem ein ordentliches Fahrerfeld bildet.
Aber nun zu den schmerzenden Faktoren, die ein nordisches Rennen selektiv machen. Da hier nahezu jeder im Winter an Crossrennen teilnimmt, wird man auch bei Rennen im Sommer über crossähnliche Straßenabschnitte geschickt. So musste man in Bad Bevensen in der „Hölle des Norden“ ein 1,5km langes Kopfsteinpflasterstück pro Runde passieren und auch in Kellinghusen wurde das Feld über das Pavee gejagt. Hinzu kommt der täglich wehende Wind. Mittlerweile sind mir sogar die Berge lieber als der ständige Gegenwind, da man bei diesen wenigstens einen fixen Punkt hat, an dem man locker machen kann. Der Wind hingegen scheint nie aufzuhören. Was mir als sonnenverwöhnte Badenerin natürlich sofort hier aufgefallen ist, ist das schlechtere Wetter. Die Radfahrerränder lassen noch auf sich warten und auch die Regenjacke ist zu meinem ständigen Begleiter geworden. Wenn man nun großes Glück hat, steht man am Start eines Kopfsteinpflasterrennens und es regnet. Stürze sind da schon vorprogrammiert, wozu es auch in Kellinghusen kam.
Somit hab ich schnell aus norddeutschen Rennen gelernt, dass man hier nicht gewinnt, wenn man als Erste den Berg hochradelt. Sondern diejenige wird gewinnen, die am stärksten gegen Wind und Wetter und die schlechten Straßenverhältnisse kämpfen kann!
Ende Mai und im Juni standen dann auch Rennen in Dänemark auf dem Kalender. Vor allem das Wochenende im Juni hat mir viel Spaß mit dem Team gemacht, da es sich um eine 3- tägige Rundfahrt handelt. Diese wird im Rahmen der dänischen Bundesliga, „Bikebuster“ genannt, ausgetragen und ist auch für andere Länder offen. So waren auch die schwedische Nationalmannschaft und Fahrerinnen aus den Niederlanden am Start. Die Etappen wurden auf bis zu 35km langen Rundkursen ausgetragen und die Streckenlängen betrugen zwischen 75km und 95km. Vor allem die Erste und die letzte waren durch die ständigen Steigungen und Berge sehr anspruchsvoll. Hinzu kommt der in Dänemark abartig starke Wind, der einem nach den Anstiegen ordentlich weh tat. Wir waren fast 60 Fahrerinnen und was mir vor allem aufgefallen ist, ist das junge Durchschnittsalter. In Norddeutschland war ich oft die Jüngste im Feld, doch in Dänemark waren die meisten frisch aus der Juniorinnenklasse hoch gekommen. Was ich sehr beeindruckend fand, war die Faszination der Sportler und der Zuschauer für den Radsport. Die Fahrer standen hochmotiviert am Start, was sich durch ihre Fahrweise deutlich zeigte. Zudem fahren sie das bestmöglichste Material, bei den Mädels war die Oakley mit der Ohrringfarbe und dem Nagellack abgestimmt und alle sind braun gebrannt wie frisch aus dem Trainingslager. Um von einem Startort zum nächsten zu kommen, benutzen eine Vielzahl der Dänen einen Karawanbus. So erkennt man lange bevor der erste Startschuss fällt, wo Start und Ziel ist, an der Schar von Karawanen mit Rädern auf den Dächern. Wie angesprochen, fand ich nicht nur die Faszination der Sportler sondern auch die der Zuschauer bemerkenswert. Da die großen Runden nicht ganz für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden können, teilt man sich die Straße mit den Autos. Dies klappt reibungslos und häufig halten die Autofahrer sogar an, steigen aus und feuern einen an. Rollt man mit dem Feld durch ein Dorf, sieht man etliche Bewohner vor ihren Häusern sitzen, die gesellig etwas essen und Beifall klatschen. Obwohl alle 5 Rennen in Dänemark ordentlich anstrengend waren, haben sie mir und dem ganzen Team immer riesigen Spaß und wir werden dort auf jeden Fall öfter am Start stehen.

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