34. Int. Radjugendtour Oststeiermark – 21.-25.08.19

Nach starkem Auftakt – Frust bei Radjugendtour

Nach der Teilnahme beim EYOF vor wenigen Wochen stand für Jugendnationalfahrer Benjamin Boos in der letzten Woche das nächste große Saisonhighlight an. Die heuer zum 34. mal ausgetragene internationale Radjugendtour Oststeiermark gilt als “Tour de France der U17″. In diesem Jahr nahmen 102 Fahrer aus 14 europäischen Nationen teil. Die Tour führte mit einem Prolog und vier Etappen über insgesamt 274,4 km und und 4689 Höhenmeter.

Gut vorbereitet erhoffte sich Boos eine vordere Platzierung im Gesamtklassement, als er mit dem sechsköpfigen BDR-Kader unter Betreuung von Josef Schüler, Anna Beyer und Mechaniker Georg Weigenand letzte Woche Dienstag ins fast 800km entfernte Pöllau in der Steiermark reiste.

Mittwoch abends fand bereits ein Prolog zur Tour statt

Nach einem schnellen Zeitfahren in Bad Waltersdorf über 1,7 km wurde Boos den Erwartungen gerecht. Mit dem dritten Rang – zeitgleich mit Rang zwei (1:53 Min) - erhielt er das Trikot des besten Bergfahrers. Auf den Rängen eins und zwei wurden zwei Österreicher, Alexander Hajek und Adrian Stieger, geehrt.

Erste Etappe beendet Boos als Sechster

Nach 67,4 km von Weiz nach Stubenberg über 924 Höhenmeter blieb das Fahrerfeld über die meiste Zeit des Rennens weitestgehend geschlossen. Zunächst sicherte sich Boos noch eine Bergwertung der ersten Kategorie, anschließend tat sich Matteo Groß als Bergspezialist hervor. Nach der letzten Sprintwertung über die Renndistanz setzte sich eine 15köpfige Gruppe vom restlichen Feld ab. Mit dabei auch Boos, der sich im anschließenden ansteigenden Zielsprint als Sechster über die Ziellinie kämpfte. Groß übernahm das Trikot des besten Bergfahrers, der Österreicher Alexander Hajek blieb im Trikot des Gesamtführenden.

Entscheidende Königsetappe endet mit großem Frust

Freitags stand die Königsetappe von Hartberg nach Stift Vorau auf dem Plan. Anspruchsvolle 1376 Höhenmeter über die Distanz von 66,8 km waren zu bewältigen. Der gefürchtete frühe Anstieg über 8 km sorgte für eine frühe Selektion im Feld. Nach der Hälfte der Distanz zur herausfordernden ersten Bergwertung, in der Boos sich noch aufholbare 20 Sekunden hinter der Spitzengruppe befand, bekam der ehrgeizige Sportler Probleme mit der Mechanik seines Rades. Leider hatte ihn der Materialwagen bereits passiert, so dass das Beheben des Fehlers, oder der Wechsel auf das Ersatzrad des BDRs nicht mehr möglich war. Frustriert kämpfte sich Boos über die restlichen Kilometer, aussichtslos seine starke Platzierung, Rang 4 im Gesamtklassement, zu halten. Letztlich musste er wegen des zu großem Rückstands kurz vor Rennende das Rennen beenden. “Die Glieder meiner Kette hatten sich derart verdreht, dass an einen ordentlichen Gebrauch der Schaltung nicht mehr zu denken war. Ständig ist sie gesprungen. Ich kann es nicht fassen, dass das Gesamtklassement für mich damit gelaufen ist… “, äußert sich Boos stark frustriert nach dem Rennen. “Das Material wird immer dünner heutzutage. Es kommt leider immer wieder vor, dass derartige Defekte passieren. Da wirken so starke Kräfte auf die Komponenten”, meinte Mechaniker Weigenand, als er nach dem Rennen das Rad inspizierte. Der Podestplatz von Luis-Joe Lührs und der Ausbau in der Bergwertung von Matteo Groß brachten der deutschen Nationalmannschaft an diesem Tag noch positive Ergebnisse.

Im Dienst der Mannschaft und des Bergtrikots

Nach der Teampräsentation auf dem idyllischen Hauptplatz des steirischen Städtchens Pöllau, erfolgte der Start zur dritten Etappe nach Anger. Bereits vor dem Start erahnte man den Wetterumschwung. Ein Gewitter zog über die Steiermark, von dem die Fahrer glücklicherweise weitestgehend verschont waren. Einzig nasse Strassen, nur stellenweise Regen und Windböen begleiteten die Sportler über die 75 km und 630 Höhenmeter. Die Aufgabe für Boos war klar definiert. “Ich bin heute Matteos Bodyguard”, so der immer noch enttäuschte Boos mit einem versöhnlichen Lächeln auf den Lippen vor dem Start. Das Bergtrikot sollte Groß erhalten bleiben und – wenn möglich -  Verbesserungen von Platzierungen im GC der Mannschaft unterstützt werden. Tatsächlich war der Support dann auch nötig, als Groß an diesem Tag ähnliches Pech ereilte, wie Boos am Tag zuvor. Letztlich wechselte der Deutsche im Bergtrikot auf das Ersatzrad. Mehrmals agierte Boos aktiv, um seinen Kameraden nach den Reparatur- und Wechselpausen wieder an das Feld heran zu bringen. Ins Ziel sprintete er dann anschließend mit dem Feld und 3 Sekunden Rückstand auf den siegreichen Österreicher Hajek. Auch an diesem Tag sicherte sich der Münchner Luis-Joe Lührs mit Rang drei einen Podestplatz für das Nationalteam. Matteo Groß Führung in der Bergwertung war durch den letzten erfolgreichen Bergsprint von Boos inzwischen auch gesichert. Dem Reutener konnte das Trikot in Etappe vier nicht mehr streitig gemacht werden.

Finale Etappe – vier Deutsche in Top Ten

Sonntags wurde von Wenigzell nach Passail gefahren. Zunächst ging es über 6 km harten Anstieg für die 102 Fahrer. Auch hier wurde bereits bei der ersten Bergwertung selektiert. In drei Gruppen fuhr man über die 68 km mit 922 Höhenmetern. Bei der ersten Durchfahrt durch Passail fand man fünf Deutsche in der ersten Gruppe, darunter auch Boos. Mehr zufällig sicherte er sich nach einem Attackierversuch noch eine weitere Bergwertung. Kurz vor Rennende schafften es zunächst zwei Fahrer sich doch noch zu lösen. Der Schweizer Yanis-Eric Markwalder und der Norweger Stian Fedheim machten den Sieg untereinander aus. Am Ende unterlag der Schweizer und sprintete auf der langen flachen Geraden als Zweiter ins Ziel. Mit einer weiteren Attacke entfloh der Italiener Marco Andreaus  als Dritter ins Ziel. Der deutsche Enzo Decker wurde Vierter. Das Hauptfeld erreichte knapp eine halbe Minute später die Zielgerade. Der Sprint aus dem Feld wurde von Boos angeführt, der über die Distanz dann zwei Plätze verlor und als Siebter die finale Etappe beendete. Dahinter Lührs als Achter und Groß als Neunter. Die weiteren Deutschen Nationalfahrer Moritz Kärsten und Daniel Schrag kamen an diesem Tag als 20. und 56. ins Ziel. Trotz der vierfachen TopTen-Platzierung kein Grund zur Freude für Nationaltrainer Josef Schüller. “Die Jungs sind unklug gefahren. Wenn man zu viert vorne drin ist, darf so etwas nicht passieren”, meint der Pfälzer mit Blick auf das Podest, auf dem an diesem Tag kein deutscher Vertreter stand. Ein kurzes Rechnen, ob der fünfte Rang des bestplatzierten Deutschen im Gesamtklassement Matteo Groß erhaltengeblieben war, brachte die Sicherheit, dass man sich auch hier nicht verbessern konnte. “Insgesamt ist das Minimalziel erreicht – aber die Stärke des Teams, von der ich überzeugt bin, konnten sie leider nicht ausspielen. Ein dritter Platz in der Teamwertung ist ok, aber sicher nicht das, was wir erreichen wollten. Wir haben drei Podestplätze und unseren Youngster als besten Deutschen auf Rang 5 im GC mit dem Bergtrikot… “, stellt er weiterhin fest. “Allerdings, sind sie auch hier um zu lernen und sich auf die mit dieser Veranstaltung vergleichbaren Nation Cups in der Juniorenklasse vorzubereiten”, so Schüller weiter. Überragender Gesamtsieger in diesem Jahr blieb der Österreicher Alexander Hajek, der das Führungstrikot über alle Etappen der Tour trug und mit einem sicheren 18. Rang ins Ziel der Tour brachte. (Anm.: Nach Korrektur des Ergebnisses wurde die Deutsche Nationalmannschaft am Ende doch noch 2. in der Teamwertung)

Auch Boos zeigte sich nach dem Rennen nicht unbedingt zufrieden. “Wir hätten mehr daraus machen sollen”, meint der 16jährige, der von sich sagt, dass er in den letzten Tagen viel gelernt habe. “Zum Beispiel – sich immer wieder neu zu fokussieren… auch, wenn es mal so richtig doof für einen selbst läuft. Denn: Nach dem Rennen ist vor dem Rennen.” Insgesamt schließt er die Tour mit drei TopTen-Platzierungen  – davon einer auf dem Podest. In der Bergwertung wurde er am Ende Dritter. “Ohne diesen blöden Defekt in dieser entscheidenden zweiten Etappe”, so ist er sich sicher, “hätte auch ich die Tour mit einem TopTen-Platz im GC abschließen können. Schade, dass mir das verwehrt geblieben ist.”

Umfassende Informationen mit Ergebnissen, Bild- und Videomaterial und Streckeninformationen gibt es auf der Webseite des Österreichischen Radsportverbandes:

https://www.radsportverband.at/index.php/portale/radjugendtour-oststeiermark.

In der kommenden Woche wird Boos mit der Nationalmannschaft auf der anspruchsvollen Radjugendtour “Criterium Europeen des Jeunes” in Luxemburg teilnehmen und wieder versuchen seine Chancen wahrzunehmen. (mb)

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